Mein Vater ist nie mit etwas zufrieden, er will immer mehr haben

Mein Vater ist getrieben von einer unbändigen Gier nach immer mehr, mehr und mehr. Er kennt dabei keine Grenzen und weiß nicht, wann er aufhören soll.

Dabei geht es nicht um Geld, wovon er genug hat. Hat er eine Frau, wittert er an der nächsten Ecke eine bessere … hat er eine tolle Wohnung, schaut er sich nach einer noch schöneren, sprich teureren, um … kaum hat er einen neuen Sportwagen, liegen schon wieder Prospekte auf dem Tisch für noch schnellere … lädt er uns in ein Restaurant ein, muss es das nächste Mal eines mit noch besserer Bewertung sein … all das sind nur ein paar Beispiele aus seinem Alltag.

Auch ist er nicht zufrieden mit meinem Beruf, weil er angeblich zu wenig einbringt … und mit meiner Freundin, weil sie nichts aus sich gemacht hat … und, und, und …

Ich komme mit diesem immer-mehr-haben-wollen einfach nicht zurecht. Nur gut, das dieses Verhalten nicht auf mich abgefärbt hat, weil ich bei meiner Mutter aufwuchs, die mich alleine großgezogen hat, nachdem mein Vater sie nach der Geburt hat sitzen lassen.

Trotzdem will ich den Kontakt zu ihm nicht beenden. Natürlich muss er sehr viel arbeiten, um sich diesen ausufernden Lebensstil leisten zu können – er hatte schon 2 Herzinfarkte und daher sorge ich mich auch um seine Gesundheit.

Ich muss im Job freundlich sein, auch wenn es mir schlecht geht

Als Kellnerin verdiene ich gerade mal den Mindestlohn und bin total auf das Trinkgeld der Gäste angewiesen. Deshalb wird von mir erwartet, dass ich immer freundlich, nett und höflich bin. Mein Chef verlangt sogar, dass ich immer lächeln soll, selbst wenn es mir mal mies geht. Was ich mir alles von nörgelnden Gästen anhören muss, will ich erst gar nicht sagen, aber ich muss eine Menge aushalten. Dazu kommt, dass ich mich von besoffenen Gästen begrapschen lassen muss, nur damit das Trinkgeld stimmt und sich keiner der Gäste später über mich beschwert.

In meinem Job geht es wirklich rund. Manchmal frage ich mich, wie ich das durchhalte. Die Gäste sind oft richtig anstrengend, vor allem, wenn sie anfangen zu nörgeln. „Warum dauert das so lange?“ oder „Das ist nicht, was ich bestellt habe!“ – das sind noch die harmlosen Sachen. Ich lächle dann nur und versuche, ruhig zu bleiben, weil ich weiß, dass das Trinkgeld mein Überleben sichert.

Aber was mich wirklich fertig macht, sind die besoffenen Typen. Die meinen wohl, dass sie sich alles erlauben können, nur weil sie ein bisschen Trinkgeld dalassen. Sie grabschen mir einfach an den Hintern oder machen dumme Sprüche. Ich hasse das, aber was soll ich machen? Wenn ich mich beschwere, bekomme ich Ärger mit dem Chef, weil ich ja die Gäste vergraule. Und ohne Trinkgeld kann ich die Miete nicht zahlen.

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