Es ist wieder so weit: Weihnachten steht vor der Tür, und ich habe beschlossen, meine Eltern in Hamburg zu besuchen. Eigentlich sollte ich mich freuen, sie zu sehen – sie sind beide über 80, und ich weiß, wie viel Glück ich habe, dass sie noch leben. Aber wenn ich ehrlich bin, ist das für mich jedes Mal eine echte Tortur.
Allein die Anreise von Österreich nach Hamburg ist schon ein Marathon. Dreizehn Stunden im Auto, eine Strecke. Fliegen ist keine Option, weil ich Flugangst habe, und Zugfahren – na ja, mit all den Umstiegen und Koffern ist das auch ein Abenteuer, auf das ich verzichten kann. Also bleibt nur das Auto. Ich starte um fünf Uhr morgens, um wenigstens vor Mitternacht anzukommen. Die Kinder und meine Frau bleiben dieses Mal zuhause, weil sie wissen, wie anstrengend diese Besuche sind.
Letztes Mal war es ähnlich: Ich kam abends todmüde bei meinen Eltern an, und es dauerte keine halbe Stunde, bis meine Mutter mich in die Küche beordert hat, um ihr bei irgendwas zu helfen, das „unbedingt jetzt gemacht werden muss“. Mein Vater sitzt dann meistens im Wohnzimmer und schimpft über die Politik oder erzählt Geschichten von früher, die ich schon tausendmal gehört habe. Klar, ich liebe sie beide, aber ihre Erwartungen und die Art, wie sie sich geben, überfordern mich. Sie wollen ständig meine Aufmerksamkeit, und ich habe das Gefühl, nie genug geben zu können.