Es ist ein paradoxes Dilemma, in dem ich mich befinde. Ich bin jemand, der schnell dazu neigt, Kritik zu üben. Sei es bei der Arbeit, wenn ein Kollege einen Fehler macht, oder zu Hause, wenn etwas nicht nach meinem Geschmack ist. Ich habe ein scharfes Auge für Details und eine noch schärfere Zunge, um meine Meinung kundzutun. Doch wenn der Spieß umgedreht wird, finde ich mich in einer unbequemen Position wieder. Kritik an meiner Person? Das fühlt sich an wie ein Stich ins Herz.
Da war dieser eine Tag im Büro. Ein neuer Kollege hatte einen Bericht verfasst, und ich sparte nicht mit meiner Meinung. „Das ist nicht analytisch genug“, sagte ich, „und hier… das ist ein logischer Fehlschluss.“ Ich reagierte nicht auf sein Zögern und seinen Blick, was ich jetzt, im Nachhinein, als Verletzung interpretiere. Dann kam der Tag, an dem mein Chef mich zur Seite nahm. „Du musst auch lernen, Feedback anzunehmen“, sagte er sanft, aber bestimmt. „Es ist ein Geben und Nehmen.“ Ich nickte, aber innerlich brodelte es.
Es gab auch diesen Vorfall mit meiner Schwester. Sie wies mich darauf hin, dass ich manchmal zu kritisch mit unseren Eltern umgehe. „Sie geben sich Mühe“, sagte sie. „Vielleicht solltest du etwas nachsichtiger sein.“ Ich erwiderte, dass ich nur das Beste für alle wollte, aber tief im Inneren wusste ich, dass sie recht hatte.
Diese Momente der Erkenntnis sind selten, aber sie sind da. Sie zeigen mir, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe. Einen Weg, auf dem ich lernen muss, dass Kritik nicht nur darin besteht, sie auszusprechen, sondern auch darin, sie anzunehmen und daraus zu wachsen. Es ist ein Prozess, ein schwieriger, aber notwendiger. Und ich? Ich bin bereit, ihn mit diesem Klarheitsgespräch zu beginnen.