Unter fremden Menschen fällt es mir schwer, über mich zu reden

Es ist jedes Mal das Gleiche. Ich nehme mir vor, etwas Neues auszuprobieren. Letzte Woche war es ein Yoga-Kurs im Fitnessstudio um die Ecke. Ich hatte online gelesen, dass man dort Leute kennenlernen kann, die genauso entspannt und offen sind, wie ich es mir wünsche. Voller Motivation melde ich mich an, kaufe sogar eine neue Yogamatte. Doch kaum ist der Tag da, sitze ich auf dem Sofa und starre auf die Uhr. Plötzlich ist die Yogamatte viel zu schwer, mein Outfit sieht irgendwie seltsam aus, und die Vorstellung, da allein aufzutauchen und von fremden Menschen angestarrt zu werden, lässt mein Herz schneller schlagen. Am Ende bleibe ich zu Hause.

Oder ich gehe tatsächlich hin – das kam auch schon vor – aber nach der ersten Stunde verschwinde ich und tauche nie wieder auf. Der Gedanke, mich nochmal dieser Unsicherheit auszusetzen, hält mich zurück. Einmal war ich bei einem Malkurs, der mir eigentlich Spaß gemacht hat. Aber als ich am Ende merkte, dass sich die anderen schon kennen und ich eher still am Rand stand, fühlte ich mich wie ein Fremdkörper. Also blieb ich weg.

Ich will meinen Stress reduzieren, kann aber nicht Nein sagen

Ich bin 57 Jahre, habe vier Kinder, bin verheiratet und Krankenschwester. Ständig wollen alle etwas von mir und ich stehe ständig unter Stress. Ich will meinen Stress reduzieren, kann aber nicht Nein sagen. Ich bin ein Jasager, der anderen einfach nichts abschlagen kann. Ich weiß, dass ich Gefahr laufe, mir dauernd zu viel aufzuladen – oder tue das vielleicht schon.
Deshalb ist es wichtig für mich, auch das Nein zu beherrschen – wie das gelingen kann weiß ich allerdings nicht.

Hier ein paar Beispiel aus meinem Leben:

Wenn mein Mann mich bittet, noch schnell etwas für ihn zu erledigen, bevor ich zur Arbeit gehe, sage ich immer Ja, obwohl ich schon spät dran bin.

Wenn meine Kinder mich anrufen und mir von ihren Problemen erzählen, sage ich immer Ja, wenn sie mich um Rat oder Hilfe fragen, obwohl ich eigentlich keine Zeit habe.

Wenn meine Kollegen mich fragen, ob ich ihre Schicht übernehmen oder ihnen bei einer schwierigen Aufgabe helfen kann, sage ich immer Ja, obwohl ich schon überlastet bin.

Wenn meine Freunde mich einladen, etwas mit ihnen zu unternehmen, sage ich immer Ja, obwohl ich eigentlich lieber zu Hause bleiben und mich ausruhen würde.

Ich sage, mir geht es blendend und mache mir als Mann was vor

Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und eine gut gehende Firma. Ich habe alles, was man braucht: eine tolle Familie, ein schönes Haus, ein Premium-Auto. Ich bin immer gut gelaunt, immer bereit für neue Herausforderungen, immer optimistisch und selbstbewusst.

Wenn man mich fragt: „Wie geht es dir?“, antworte ich: „blendend!“. Aber das ist nur die Fassade, die ich mir aufgebaut habe. Ich bin ein Mann, der immer versucht, stark zu sein, alles zu schaffen und keine Schwäche zu zeigen – gerade nicht in der Firma vor Mitarbeitern und Kunden.

Ich rede mir ein, dass es mir blendend geht, obwohl ich mich oft gestresst, überfordert und einsam fühle. Ich ignoriere meine Probleme, verdränge oder betäube sie mit Alkohol.

Aber ich habe mich geirrt. Ich bin nicht so stark, wie ich dachte. Ich habe nicht gemerkt, wie meine psychische Gesundheit immer schlechter wurde. In Wirklichkeit leide ich unter Stress. Ich fühle mich ständig überfordert, gestresst und einsam. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, schlafe schlecht und habe keine Freude mehr an meinem Beruf. Ich mache mir etwas vor, aber das hilft mir nicht. Im Gegenteil, es macht alles nur noch schlimmer.

Klarheitsgespräche nach Frank Hoffmann

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