Ich weiß noch genau, wie ich da saß – in diesem kleinen, warmen Raum, während die Psychologin mir mit ruhiger Stimme sagte: „Sie haben ADHS.“ Ich war 38 Jahre alt und starrte sie einfach an, als hätte sie gerade behauptet, der Himmel wäre grün. Die Diagnose war wie ein Schlag und eine Erleichterung zugleich. Ein Teil von mir wollte es nicht glauben. ADHS? Das war doch dieses „Kinderding“, oder?
Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr ergab alles Sinn. All die Momente, in denen ich mich gefragt hatte, warum ich nie so „funktionierte“ wie andere. Warum ich stundenlang über einfachen Aufgaben saß, obwohl ich wusste, dass sie wichtig waren. Oder warum ich immer das Gefühl hatte, als würde mein Kopf auf Hochtouren laufen – ein endloses Chaos aus Gedanken, Ideen und Erinnerungen.
Ich dachte an die Schule zurück: das unbeschreibliche Gefühl, den Anschluss zu verlieren, weil ich mich einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren konnte. Ich dachte an die ständigen Konflikte in meiner Firma, weil ich Fristen verpasste, Termine vergaß oder mich in unwichtigen Details verlor. Und ich dachte an die vielen Abende, an denen ich im Bett lag, den Kopf voller Selbstvorwürfe.