Ich bin ein Lügner und lüge ständig, belüge jeden, den ich kenne

Ich bin ein Lügner, das gebe ich zu. Ich lüge seit ich denken kann. Ich lüge aus Spaß, aus Langeweile, aus Angst, aus Gewohnheit. Ich lüge so oft, dass ich manchmal selbst nicht mehr weiß, was wahr ist und was nicht.

Ich weiß nicht, warum ich so bin. Vielleicht liegt es an meiner Kindheit, die nicht gerade glücklich war. Mein Vater war ein Trinker und meine Mutter eine Tyrannin. Sie haben sich ständig gestritten und mich vernachlässigt. Ich habe mir eine eigene Welt erschaffen, in der alles besser war. Eine Fantasiewelt voller Abenteuer.

Ich habe angefangen, meinen Mitschülern Geschichten zu erzählen. Geschichten, in denen ich der Held war, der alles konnte und alles hatte. Geschichten, die sie beeindrucken und unterhalten sollten. Geschichten, die mir Anerkennung und Freundschaft bringen sollten. Aber das taten sie nicht. Die Mitschüler haben mich bald durchschaut und ausgelacht. Sie haben mich einen Lügner genannt und gemieden. Ich wurde zum Außenseiter, zum Mobbingopfer, zum Loser. Das hat mich nicht davon abgehalten, weiter zu lügen. Im Gegenteil, es hat mich nur noch mehr dazu angespornt.

Ich habe mir eingeredet, dass sie alle neidisch auf mich waren, dass sie alle dumm und langweilig waren, dass sie alle nichts verstanden. Ich habe mir neue Freunde gesucht, die meine Lügen glaubten oder zumindest tolerierten. Ich habe mir neue Feinde gemacht, die meine Lügen hassten oder zumindest bekämpften. Ich habe mir neue Probleme eingehandelt, die meine Lügen verursachten oder zumindest verschlimmerten.

Ich bin jetzt 45 Jahre alt und ich lüge immer noch. Ich lüge meinen Chef an, meinen Kollegen, meinen Kunden. Ich lüge meine Frau an, meine Kinder, meine Freunde. Ich kann nicht anders. Ich kann nicht aufhören zu lügen. Es ist wie eine Sucht, wie wie ein Fluch. Ich lüge so gut, dass ich fast jeden täuschen kann. Aber ich kann mich selbst nicht täuschen. Ich weiß, dass meine Lügen mir alles nehmen können, was mir wichtig ist.

Meine Frau, die mich liebt, obwohl sie manchmal Verdacht schöpft. Meine Kinder, die mich bewundern, obwohl sie manchmal enttäuscht sind. Meine Freunde, die mir vertrauen, obwohl sie manchmal zweifeln. Meine Kollegen, die mich respektieren, obwohl sie manchmal neidisch sind – denn ich bin ein Top-Verkäufer, eben weil ich die Kunden so gut belügen kann. Meine Lügen passieren einfach so, haben aber keine negativen Folgen für andere und richten keinen Schaden an.

Ich bin erst seit ein paar Tagen verheiratet, aber bereue es schon

Ich weiß nicht, wie ich in diese Situation gekommen bin. Vielleicht war es der Druck meiner Familie, die mich immer gefragt hat, wann ich endlich heirate. Vielleicht war es die Angst, allein zu bleiben oder die Hoffnung, dass sich meine Gefühle für ihn noch ändern würden. Aber nichts davon ist passiert.

Ich fühle mich gefangen in einer Ehe, die mir keine Freude macht. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Er ist kein schlechter Mensch, aber er ist nicht der Richtige für mich. Ich frage mich…
…ob es einen Ausweg gibt.
….ob ich die Kraft habe, ihm die Wahrheit zu sagen und mich zu trennen.
…ob ich das Recht habe, mein Glück zu suchen.
…ob ich jemals jemanden finden werde, der mich wirklich liebt.

Ich weiß, dass es nicht fair ist, ihn so zu belügen. Aber ich habe auch Angst vor den Konsequenzen. Ich schaue meinen Mann an und sehe einen Fremden. Er ist nett zu mir, aber ich spüre keine Verbindung zu ihm. Er versucht mich zu küssen, aber ich weiche zurück. Er will mit mir schlafen, aber ich finde Ausreden. Er merkt, dass etwas nicht stimmt, aber er fragt nicht nach. Er denkt vielleicht, dass es normal ist, dass wir uns erst kennenlernen müssen.

Aber ich weiß, dass es nie funktionieren wird. Ich liebe ihn nicht und werde ihn nie lieben. Ich bin so verwirrt und unglücklich. Ich wünschte, ich hätte eine andere Entscheidung getroffen.

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