Wir sind seit über 30 Jahren verheiratet und haben uns jedes Jahr eine luxuriöse Auszeit gegönnt. Diese Urlaube sind für uns extrem wichtig, weil wir mit unserem Ingenieurbüro das ganze Jahr über viel um die Ohren haben. Normalerweise reisen wir um die Welt und übernachten in schicken Hotels. Doch jetzt, nach so vielen Jahren, will mein Mann plötzlich Urlaub auf einem Campingplatz machen und sich dafür extra ein Wohnmobil kaufen. Er möchte durch Europa touren und von Campingplatz zu Campingplatz fahren. Ich habe absolut keine Lust, mit anderen Campern abends am Lagerfeuer zu sitzen und mir deren Gerede anzuhören.
Unsere Urlaube waren immer die Highlights des Jahres. Egal, wie stressig die Arbeit war, diese paar Wochen im Luxus brachten uns durch. Fünf-Sterne-Hotels, Spa-Behandlungen, exquisite Dinner – das war unser Ding.
Jetzt sitzt mein Mann plötzlich mit glänzenden Augen vor mir und redet von Freiheit, von der Straße, von Sternenhimmeln über irgendwelchen Wäldern. Er zeigt mir Hochglanzbroschüren von Wohnmobilen, die mehr kosten als unser erstes Haus.
Ich habe keine Ahnung, was ihn geritten hat. Klar, wir haben Freunde, die seit neuestem in ihren Wohnmobilen durch Europa tuckern und dabei immerzu von der absoluten Freiheit schwärmen. Aber das sind nicht wir! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie das sein soll: Campen. Das klingt nach Dreck, Lärm und ungemütlichen Nächten. Ganz zu schweigen davon, dass ich nicht wirklich Lust habe, mit wildfremden Leuten am Lagerfeuer zu sitzen und mir deren Geschichten anzuhören. Da bekomme ich ja schon Gänsehaut bei dem Gedanken.