Unser Sohn ist ein Nichtstuer: er lebt als Neet auf unsere Kosten

Unser Sohn Tim hat sein Abitur gemacht, aber seitdem hat er nichts mehr getan. Er sitzt den ganzen Tag in seinem Zimmer, spielt Videospiele, schaut Serien und bestellt Essen. Er hat keine Freunde, keine Hobbys, keine Ziele. Er weigert sich, einen Job zu suchen, eine Ausbildung zu machen oder zu studieren.

Er meint, er hat keine Lust, sich in das System einzugliedern, das ihn nur ausbeuten will. Er will sein Leben genießen, solange er jung ist – und dass er noch genug Zeit hat, um sich Gedanken über die Zukunft zu machen.

Wir wissen nicht, was wir falsch gemacht haben. Wir haben ihm immer alles gegeben, was er brauchte. Wir haben ihn unterstützt, gefördert und geliebt. Wir haben ihm Freiheiten gelassen, aber auch Grenzen gesetzt. Wir haben ihm Werte vermittelt, aber auch Respekt beigebracht für andere Meinungen.

Wir haben ihm anhand authentischer Erfahrungsberichte aus unserm Leben gezeigt, wie schön und vielfältig die Welt ist, aber auch wie hart und ungerecht, aber er lebt in seiner eigenen Welt, abgeschottet von der Realität. Wir wissen nicht mehr weiter.

Will mich beruflich neu orientieren, finde aber nicht den Absprung

Mit meinem „Traumberuf“ bin ich total unglücklich – obwohl ich schon als kleines Kind wusste, dass ich mal was mit Computern machen wollte. Leider ist das aber überhaupt nicht das, was ich wirklich tun will. Deshalb bin ich oft deprimiert und frustriert, auch weil ich gerne selbst Chef wäre, um meine eigenen Ideen und Vorstellungen umzusetzen. Mit den anderen Kollegen komme ich auch nicht so richtig zurecht, weil ich kein Teamplayer bin, sondern Einzelkämpfer. Ich habe so viele Ideen für meine berufliche Zukunft, aber ich schaffe den Absprung nicht. Immer kommt etwas dazwischen – das ärgert mich, und meine Frustrationsspirale dreht sich weiter und ich werde immer deprimierter. Ich will frei sein und mein eigenes Ding machen. Aber, wie schaffe ich das? Eigentlich habe ich schon lange innerlich gekündigt, bin aber noch nicht in der Realität angekommen.

Ich bin einfach nicht fähig dazu mich zu entscheiden, egal zu was

Ich bin immer sehr lange am überlegen, wenn ich eine Entscheidung treffen muss. Dabei spielt es keine Rolle, wobei: Arbeit, Beziehung, Wohnung, Auto – und wenn ich mich dann entschieden habe, ist das Angebot oder die Chance schon lange weg und ich habe das Nachsehen.

Sehr lange habe ich auch gebraucht, um mir das einzugestehen und das Gespräch hier über dieses heikle Thema zu führen.

Das war bei mir schon immer so – das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Daher haben immer andere für mich entschieden: meinen Beruf, meine Wohnung, meine Beziehung, mein Auto – all das habe ich mir nicht selbst ausgesucht, sondern wurde von anderen für mich ausgewählt.

So bin ich getrieben von den Entscheidungen anderer und mein Leben zieht an mir vorbei.

Eigentlich fühle ich mich an der Uni wohl, bin aber wohl zu dumm

Ich war nie ein guter Schüler und habe mich mit allerlei List und Tücke durch die Schule gemogelt. Weil ich nicht wusste, was ich werden sollte, haben mir alle geraten, ich solle Lehrer werden, wegen den langen Ferien – und wissen müsste ich dazu auch nicht allzu viel.

Bisher habe ich mich bemüht, die ersten Semester mitzuhalten. Ich bin gerne an der Uni, weil mir die vielen Partys, die Frauen und das Ausschlafen können schon richtig gut gefallen. Anscheinend bin ich aber oft zu chaotisch und zu langsam oder zu spät mit den Hausarbeiten – jedenfalls läuft es nicht gut für mich.

So viele Punkte habe ich noch nicht sammeln können. Jetzt merke ich auch, dass mir viele Grundlagen aus der Schule fehlen. Ich dachte immer, dass ich das Wissen nachholen könnte. Ich übe zu wenig und mache zu viele Fehler.

Letztendlich glaube ich aber, dass ich zu dumm bin für die Uni. Das ganze Leben an der Uni gefällt mir aber so sehr. Ich weiß nicht, was ich tun soll.

Ich weiß bis jetzt immer noch nicht, was ich in meinem Leben will

Mir kommt es so vor, als würde ich auf der Stelle treten. Ich habe schon so viel versucht in meinem Leben: 2 Berufe gelernt, 1 Studium abgebrochen, jetzt wieder ein neues begonnen – ich werde bald 28 und weiß bis jetzt immer noch nicht, was ich in meinem Leben will.

Ich entwickele mich einfach nicht weiter. Alle anderen in meinem Freundeskreis haben schon Beruf, Familie, Haus, Auto … und was sonst normal ist im Leben.

Über die zwei abgeschlossenen Ausbildungen, die mich beide unglücklich machen, will ich gar nicht mehr reden. Sonst habe ich in meinem Leben nichts vorzuweisen.

Ich merke schon, dass mir das jetzige Studium auch keine Freude bringt und sicher keine meiner Errungenschaften sein wird, auf die ich oder andere stolz sein können.

Dabei bin ich kein Mensch, der schnell aufgibt, aber einer, der schnell die Lust an etwas verliert, wenn es mir keinen Spaß macht. Meine einzige Lebensfreude besteht im Pokerspielen – aber davon kann man ja nicht leben, sagen meine Eltern und Freunde und Bekannte. Ich habe mir so viel vom Leben erhofft – doch ich weiß einfach nicht, was ich will.

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