Die Eltern haben mein Selbstbewusstsein in der Kindheit zerstört

Wenn ich zurückblicke, wird mir klar, wie sehr meine Kindheit mein Leben geprägt hat – und nicht unbedingt im positiven Sinne. Meine Eltern haben, ohne es wirklich zu merken, mein Selbstbewusstsein komplett zerstört. Ich bin jetzt 50 Jahre alt und habe das Gefühl, dass ich in meinem Leben noch nichts erreicht habe – weder beruflich noch privat. Manchmal frage ich mich, wie ich an diesem Punkt gelandet bin, aber tief im Inneren weiß ich genau, wo es angefangen hat.

Als Kind war ich ständig von Zweifeln umgeben. Meine Eltern waren überzeugt, dass sie mir nur helfen wollen, mich beschützen wollen, aber tatsächlich haben sie mir das Gefühl gegeben, ich könne nichts alleine schaffen. Ich erinnere mich noch gut an diese Momente, wenn ich etwas machen wollte, und meine Mutter sofort sagte: „Warte, ich helfe dir!“ Oder schlimmer: „Lass mich das für dich machen.“ Ich war vielleicht gerade mal sieben oder acht Jahre alt, aber in diesen Momenten habe ich gelernt, dass man mir nicht zutraut, Dinge selbst zu regeln.

In der Schule war es genauso. Egal wie sehr ich mich angestrengt habe, es schien nie genug zu sein. Wenn ich mit einer Zwei nach Hause kam, hieß es nur: „Deine Cousine schreibt nur Einsen.“ Ständig wurde ich mit anderen verglichen, immer schien ich hinterherzuhinken. Und so wuchs ich mit dem Gedanken auf, dass ich nicht gut genug bin – nicht für meine Eltern, und irgendwann auch nicht für mich selbst.

Als Frau musst du stark und selbstständig sein, hörte ich als Kind

Ich bin eine Frau, die gelernt hat, stark und selbstständig zu sein: Das haben mir meine Eltern schon früh beigebracht. Mit diesem Glaubenssatz haben sie mich sozusagen großgezogen: Sie sagten mir immer, ich solle mein eigenes Geld verdienen, eine gute Ausbildung machen und mich nicht von anderen abhängig machen.

Ich habe das befolgt und bin stolz auf meinen beruflichen Erfolg. Aber ich habe auch einen hohen Preis dafür bezahlt: Ich habe mich von meinem Vater entfremdet, der meine Karriere nicht akzeptieren konnte. Nach seinem Willen wäre ich Chef-Ärztin geworden statt Managerin. Er wollte, dass ich im Krankenhaus Karriere mache und eine erfolgreiche Chirurgin werde, mit der er vor seinen Freunden prahlen kann – er selbst ist auch Chirurg.

Aber, in seine Fußstapfen treten wollte ich nicht. Er hat mich nie verstanden oder unterstützt. Er hat mich oft kritisiert und enttäuscht während meiner beruflichen Entwicklung. Ich habe mich von ihm zurückgezogen und eine Mauer um mich errichtet.

Ich habe auch Schwierigkeiten, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und „echte“ Freunde zu finden, weil niemandem so richtig traue und Angst habe, verletzt zu werden. Ich kann schlecht um Hilfe bitten oder Hilfe annehmen, weil ich denke, dass ich alles alleine schaffen muss: Ich will nicht schwach oder bedürftig erscheinen. Und noch viel schlimmer: Ich will nicht bei anderen in der Schuld stehen und ihnen einen Gefallen schuldig sein. Selbst meine Eltern frage ich nicht um Hilfe oder Rat – so tief sitzt der Glaubenssatz aus meiner Kindheit in mir fest – unglaublich!

Ich verbiete mir selbst immer wieder wichtige Dinge im Leben

Ich bin unzufrieden mit mir, weil ich mir selbst immer wieder wichtige Dinge im Leben verbietet. Ich weiß nicht genau, warum ich das tue, aber ich spüre eine innere Blockade, die mich daran hindert, glücklich zu sein. Alte Glaubenssätze blockieren mich derart, dass ich Angst davor habe, meine Identität zu verlieren, wenn ich mich verändere oder etwas Neues wage.

Zum Beispiel habe ich schon lange den Wunsch, eine Weltreise zu machen. Ich liebe es, andere Kulturen kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Aber ich traue mich nicht, meinen sicheren Beamtenjob zu kündigen und loszuziehen. Ich denke, dass ich dann meinen Lebenslauf ruinieren und meine Karriere gefährden würde. Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Eltern und meinen Freunden etwas schuldig bin, dass ich erfolgreich und verantwortungsbewusst sein muss. Ich fürchte, dass sie mich nicht mehr respektieren oder lieben würden, wenn ich meinen Traum verwirklichen würde.

Ein anderes Beispiel ist meine Beziehung. Ich bin seit fünf Jahren mit meiner Freundin zusammen, aber ich bin nicht mehr glücklich mit ihr. Wir haben uns auseinandergelebt und streiten uns oft. Ich merke, dass ich mich nach einer anderen Frau sehne, die mich besser versteht und mit der ich mehr gemeinsam habe. Aber ich bringe es nicht fertig, Schluss zu machen. Ich denke, dass ich meiner Freundin wehtun und sie enttäuschen würde. Ich habe das Gefühl, dass ich ihr treu bleiben und ihr eine Zukunft bieten muss. Ich fürchte, dass ich allein und einsam wäre, wenn ich sie verlassen würde.

Ich fühle mich meinen Freunden gegenüber minderwertig

Ich bin eine Putzfrau. Das ist kein Beruf, auf den man stolz sein kann, zumindest nicht in den Augen meiner Freunde. Sie sind alle erfolgreicher, gebildeter, glücklicher als ich. Sie haben tolle Jobs, tolle Familien, tolle Hobbys. Sie reisen um die Welt, gehen auf Partys, machen spannende Dinge.

Und ich? Ich putze die Häuser anderer Leute. Ich schrubbe die Böden, wische die Fenster, entstaube die Möbel. Ich sehe das Leben der anderen, aber ich bin nicht Teil davon. Ich bin eine graue Maus. Das ist kein Charakterzug, den man bewundern kann, zumindest nicht in meiner eigenen Wahrnehmung. Ich bin schüchtern, zurückhaltend, unscheinbar.

Ich habe keine besonderen Talente, keine besonderen Interessen, keine besonderen Ziele. Ich rede nicht viel, ich lache nicht viel, ich lebe nicht viel. Ich sehe die Menschen um mich herum, aber ich bin nicht mit ihnen verbunden. Ich wäre gerne anders. Das ist ein Wunsch, den ich schon lange hege, aber nie erfülle.

Ich wäre gerne extrovertiert, gesellig, selbstbewusst. Ich würde gerne mehr reden, mehr lachen, mehr erleben. Ich würde gerne neue Leute kennenlernen, neue Freundschaften schließen, neue Abenteuer wagen. Ich würde gerne mein Leben ändern, aber ich weiß nicht wie.

Mir fehlt es an Selbstbewusstsein, um meine Meinung zu sagen

Ich habe ein Problem, das mich schon lange beschäftigt: Mir fehlt es an Selbstbewusstsein, um meine Meinung zu sagen. Das bedeutet, dass ich oft schweige, wenn ich anderer Meinung bin als die anderen, oder dass ich mich nicht traue, meine Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken.

Ich habe Angst, abgelehnt oder kritisiert zu werden, oder dass die anderen mich nicht mehr mögen. Ich weiß, dass ist nicht gut für mich. Ich leide darunter, dass ich mich nicht authentisch zeigen kann, und dass ich mich oft unterdrückt oder unzufrieden fühle.

Ich habe das Gefühl, dass ich nicht respektiert oder wertgeschätzt werde, oder dass ich nicht zu mir selbst stehe. Ich möchte gerne selbstbewusster werden und meine Meinung sagen können, ohne Angst zu haben. Ich möchte mich frei und glücklich fühlen.

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