Ich bin 49 Jahre alt und stecke in einer Situation, die mich emotional völlig auslaugt. Vor sechs Monaten ist meine Mutter gestorben – sie war 75 Jahre alt und die starke Säule unserer Familie. Ihr Tod war ein Schock für uns alle, aber während ich versuche, die Lücke in meinem Herzen zu füllen, kämpfe ich zusätzlich mit der Tatsache, dass ich jetzt für meinen 82-jährigen Vater da sein muss.
Wir hatten nie eine enge Beziehung. Ehrlich gesagt, mein Vater war schon immer schwierig – ein Besserwisser, jemand, der gerne austeilt, aber nichts einsteckt. Nachdem meine Mutter gestorben ist, musste ich mich um ihn kümmern. Und sein Verhalten macht mich wahnsinnig.
Die Probleme sind alltäglich und zugleich so grundlegend, dass sie mich zur Verzweiflung treiben. Als ich letztens ein Wochenende bei ihm war, war das ein Drahtseilakt. Kaum hatte ich die Haustür hinter mir geschlossen, ging es los:
„Na, was hast du denn jetzt schon wieder mitgebracht? Du weißt doch, ich brauche nichts.“ Ich hatte nur ein paar frische Brötchen dabei. Später beim Mittagessen: „Iss doch mal was Richtiges, du bist ja viel zu dünn!“ Und dann, als ich versuchte, sein Lieblingsessen zu kochen: „Lass mich das kochen. Du kochst das bestimmt wieder falsch.“
Urlaub mit ihm? Eine Katastrophe. Er kommentierte ständig meine Essgewohnheiten – ich esse abends keine Kohlenhydrate mehr, er hielt das für eine persönliche Beleidigung. Morgens lachte er, weil ich früh joggen ging: „Was bringt das überhaupt? Du wirst doch sowieso nicht jünger!“
Sein ständiges Besserwissen macht mich fertig. Wenn ich arbeite, sagt er Dinge wie: „Abends lässt die Konzentration nach. Solltest du das nicht lieber morgen machen?“ Aber wehe, ich kritisiere etwas, dann heißt es: „Du bist viel zu empfindlich!“