Die Eltern haben mein Selbstbewusstsein in der Kindheit zerstört

Wenn ich zurückblicke, wird mir klar, wie sehr meine Kindheit mein Leben geprägt hat – und nicht unbedingt im positiven Sinne. Meine Eltern haben, ohne es wirklich zu merken, mein Selbstbewusstsein komplett zerstört. Ich bin jetzt 50 Jahre alt und habe das Gefühl, dass ich in meinem Leben noch nichts erreicht habe – weder beruflich noch privat. Manchmal frage ich mich, wie ich an diesem Punkt gelandet bin, aber tief im Inneren weiß ich genau, wo es angefangen hat.

Als Kind war ich ständig von Zweifeln umgeben. Meine Eltern waren überzeugt, dass sie mir nur helfen wollen, mich beschützen wollen, aber tatsächlich haben sie mir das Gefühl gegeben, ich könne nichts alleine schaffen. Ich erinnere mich noch gut an diese Momente, wenn ich etwas machen wollte, und meine Mutter sofort sagte: „Warte, ich helfe dir!“ Oder schlimmer: „Lass mich das für dich machen.“ Ich war vielleicht gerade mal sieben oder acht Jahre alt, aber in diesen Momenten habe ich gelernt, dass man mir nicht zutraut, Dinge selbst zu regeln.

In der Schule war es genauso. Egal wie sehr ich mich angestrengt habe, es schien nie genug zu sein. Wenn ich mit einer Zwei nach Hause kam, hieß es nur: „Deine Cousine schreibt nur Einsen.“ Ständig wurde ich mit anderen verglichen, immer schien ich hinterherzuhinken. Und so wuchs ich mit dem Gedanken auf, dass ich nicht gut genug bin – nicht für meine Eltern, und irgendwann auch nicht für mich selbst.

Ein Freund behandelt mich oft wie ein kleines dummes Mädchen

Ehrlich gesagt, fühle ich mich in meiner lockeren Beziehung zu einem Freund oft klein und dumm. Denn ein Freund, mit dem ich eigentlich eine feste Beziehung eingehen will, behandelt mich ständig, als wüsste ich nichts und könnte nichts richtig machen. Es ist deprimierend. Er sagt Dinge wie: „Warum hast du daran kein Interesse?“ oder „Du solltest abnehmen und mehr Sport machen, das ist besser für deine Gesundheit.“ Jedes Mal, wenn ich meine Meinung äußere oder eine Entscheidung treffe, kommt er mit seiner belehrenden Art daher und erklärt mir, warum ich falsch liege oder was ich stattdessen tun sollte.

Ständiges Nachdenken über mich selbst macht mich unglücklich

Ich bin 31 Jahre alt und auf der Suche nach mir selbst. Das klingt vielleicht klischeehaft, aber es ist die Wahrheit. Ich weiß nicht, wer ich bin, was ich will, was mich glücklich macht. Ich habe das Gefühl, dass ich mein Leben den Erwartungen anderer anpasse, ohne meine eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Ich bin unzufrieden mit meinem Job, meiner Beziehung, meinem Körper, meinem Selbstwertgefühl. Ich arbeite als Buchhalterin in einer großen Firma, aber ich habe keine Leidenschaft für Zahlen. Ich mache meinen Job gut, aber ich empfinde keine Freude oder Erfüllung dabei. Ich überlege, ob ich nicht lieber etwas Kreatives machen sollte, etwas, das mir Spaß macht und mich herausfordert.

Ich bin seit fünf Jahren mit meinem Freund zusammen, aber ich spüre keine tiefe Verbindung mehr zu ihm. Er ist nett und zuverlässig, aber er langweilt mich. Er hat keine eigenen Interessen oder Ziele, er ist zufrieden mit dem Status quo. Ich weiß nicht, ob es für mich besser wäre, wenn ich jemanden finden würde, der mich inspiriert und begeistert. Jemanden, der mich versteht und unterstützt. Jemanden, der mich liebt und begehrt.

Mit meinem Körper bin ich auch unzufrieden: Ich bin übergewichtig und untrainiert, aber ich habe keine Motivation oder Disziplin, etwas dagegen zu tun. Ich esse zu viel und zu ungesund, ich bewege mich zu wenig und zu langsam. Wenn ich weniger essen und mich mehr bewegen würde, würde ich mich besser fühlen und besser aussehen. Ich würde mehr Selbstvertrauen und mehr Anerkennung haben. Alles das beschäftigt mich sehr.

Als Frau musst du stark und selbstständig sein, hörte ich als Kind

Ich bin eine Frau, die gelernt hat, stark und selbstständig zu sein: Das haben mir meine Eltern schon früh beigebracht. Mit diesem Glaubenssatz haben sie mich sozusagen großgezogen: Sie sagten mir immer, ich solle mein eigenes Geld verdienen, eine gute Ausbildung machen und mich nicht von anderen abhängig machen.

Ich habe das befolgt und bin stolz auf meinen beruflichen Erfolg. Aber ich habe auch einen hohen Preis dafür bezahlt: Ich habe mich von meinem Vater entfremdet, der meine Karriere nicht akzeptieren konnte. Nach seinem Willen wäre ich Chef-Ärztin geworden statt Managerin. Er wollte, dass ich im Krankenhaus Karriere mache und eine erfolgreiche Chirurgin werde, mit der er vor seinen Freunden prahlen kann – er selbst ist auch Chirurg.

Aber, in seine Fußstapfen treten wollte ich nicht. Er hat mich nie verstanden oder unterstützt. Er hat mich oft kritisiert und enttäuscht während meiner beruflichen Entwicklung. Ich habe mich von ihm zurückgezogen und eine Mauer um mich errichtet.

Ich habe auch Schwierigkeiten, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und „echte“ Freunde zu finden, weil niemandem so richtig traue und Angst habe, verletzt zu werden. Ich kann schlecht um Hilfe bitten oder Hilfe annehmen, weil ich denke, dass ich alles alleine schaffen muss: Ich will nicht schwach oder bedürftig erscheinen. Und noch viel schlimmer: Ich will nicht bei anderen in der Schuld stehen und ihnen einen Gefallen schuldig sein. Selbst meine Eltern frage ich nicht um Hilfe oder Rat – so tief sitzt der Glaubenssatz aus meiner Kindheit in mir fest – unglaublich!

Weiß nicht, ob ich Partner die gleiche Zuneigung gebe wie er mir

Ich bin seit zwei Jahren mit meinem Freund zusammen. Er ist sehr lieb, aufmerksam und verständnisvoll. Er macht mir oft Komplimente, bringt mir Blumen mit und überrascht mich mit romantischen Gesten wie etwa Songs, die er extra für mich komponiert für so ziemlich jeden Anlass. Er sagt mir immer, wie sehr er mich liebt und wie glücklich er mit mir ist. Ich liebe ihn auch, das weiß ich.

Aber manchmal frage ich mich, ob ich ihm die gleiche Zuneigung gebe wie er mir. Ich bin nicht so gut darin, meine Gefühle auszudrücken. Ich sage ihm selten, wie viel er mir bedeutet. Ich bin eher praktisch veranlagt und kümmere mich um die Alltagsdinge, wie den Haushalt oder die Rechnungen. Ich bin auch nicht so spontan und abenteuerlustig wie er. Ich mag es lieber, zu Hause zu bleiben und einen Film zu schauen oder ein Buch zu lesen.

Sein Selbstbewusstsein ist auch deutlich stärker als meins – kein Wunder: er tritt fast täglich vor Publikum auf. Ich wünschte, ich hätte selbst auch so große mentale Stärke. Zudem fehlt es mir an Selbstliebe – diese Liebe zu mir selbst möchte ich stärken, weil ich dadurch vielleicht auch mehr Zuneigung geben kann.

Ich bin oft allein und wünsche mir Kontakt zu anderen Menschen

Ich bin oft einsam und wünsche mir mehr Kontakt zu anderen Menschen. Das ist nicht immer so gewesen. Früher war ich viel unterwegs, hatte viele Hobbys und Freunde. Aber dann ist mein Leben aus den Fugen geraten. Ich habe meinen Job verloren, meine Beziehung ist zerbrochen, meine Eltern sind gestorben. Ich habe mich immer mehr zurückgezogen, weil ich niemandem zur Last fallen wollte. Ich habe mich geschämt für all die Dinge, die mir passiert sind. Ich habe den Kontakt zu meinen alten Freunden abgebrochen, weil ich dachte, sie würden mich nicht mehr verstehen. Ich bin allein, aber ich weiß nicht, wie ich das ändern kann.

Ich habe jetzt zwar wieder einen neuen Job, der mir Spaß macht, aber wenig Zeit für soziale Kontakte lässt. Für eine Firma erfasse ich Kundendaten, die ich zuhause in den Computer eintippe. Weil ich von zu Hause aus arbeite, habe ich wenig Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen. Ich verlasse das Haus eigentlich nur zum Einkaufen oder wenn ich zum Arzt muss.

Der einzige Mensch, der mich aufsucht, ist der Schornsteinfeger. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich Freunde finde. Nur wo und wie?

Ich habe Angst davor, mit meiner Erfindung zu erfolgreich zu sein

Ich habe eine tolle Erfindung gemacht, die das Ökosystem deutlich verbessern könnte – und somit auch dass Leben vieler Menschen. Doch ich traue mich nicht, mit anderen darüber zu sprechen. Ich habe Angst davor, die Erfindung auf den Markt zu bringen.

Es ist nicht so, dass ich denke, es würde nicht funktionieren. Es ist umgekehrt: Ich habe Angst davor, mit meiner technischen Erfindung zu erfolgreich zu sein. Dass dann die Presse auf mich aufmerksam wird und ich zu Interviews eingeladen werde oder ins Fernsehen, was ich absolut nicht will. Ich will nicht in der Öffentlichkeit auftreten.

Ich bin ein schüchterner Mensch. Ich mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen oder viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich arbeite lieber allein in meinem kleinen Labor im Keller meines Hauses. Dort habe ich meine Erfindung entwickelt: Ein Gerät, das Luft und Wasser auf einfache Weise reinigen kann. Es könnte die Lösung für viele Umweltprobleme sein, die unsere Welt bedrohen.

Ich weiß, dass meine Erfindung wichtig ist und dass ich sie mit der Welt teilen sollte. Aber ich kann mich nicht überwinden, den ersten Schritt zu machen.

Ich verbiete mir selbst immer wieder wichtige Dinge im Leben

Ich bin unzufrieden mit mir, weil ich mir selbst immer wieder wichtige Dinge im Leben verbietet. Ich weiß nicht genau, warum ich das tue, aber ich spüre eine innere Blockade, die mich daran hindert, glücklich zu sein. Alte Glaubenssätze blockieren mich derart, dass ich Angst davor habe, meine Identität zu verlieren, wenn ich mich verändere oder etwas Neues wage.

Zum Beispiel habe ich schon lange den Wunsch, eine Weltreise zu machen. Ich liebe es, andere Kulturen kennenzulernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Aber ich traue mich nicht, meinen sicheren Beamtenjob zu kündigen und loszuziehen. Ich denke, dass ich dann meinen Lebenslauf ruinieren und meine Karriere gefährden würde. Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Eltern und meinen Freunden etwas schuldig bin, dass ich erfolgreich und verantwortungsbewusst sein muss. Ich fürchte, dass sie mich nicht mehr respektieren oder lieben würden, wenn ich meinen Traum verwirklichen würde.

Ein anderes Beispiel ist meine Beziehung. Ich bin seit fünf Jahren mit meiner Freundin zusammen, aber ich bin nicht mehr glücklich mit ihr. Wir haben uns auseinandergelebt und streiten uns oft. Ich merke, dass ich mich nach einer anderen Frau sehne, die mich besser versteht und mit der ich mehr gemeinsam habe. Aber ich bringe es nicht fertig, Schluss zu machen. Ich denke, dass ich meiner Freundin wehtun und sie enttäuschen würde. Ich habe das Gefühl, dass ich ihr treu bleiben und ihr eine Zukunft bieten muss. Ich fürchte, dass ich allein und einsam wäre, wenn ich sie verlassen würde.

Ich bin über vieles schnell enttäuscht und dann wütend auf mich

Ich bin über vieles schnell enttäuscht und dann wütend auf mich: Das ist eines der Probleme, die ich habe. Ich leide unter großen Selbstzweifeln und einem geringen Selbstbewusstsein.

Ein Beispiel ist meine Arbeit. Ich bin Ingenieur in einem großen Unternehmen und arbeite an wichtigen Projekten. Aber ich fühle mich oft unsicher und unqualifiziert. Ich denke, dass meine Kollegen besser sind als ich und dass mein Chef mich nicht schätzt.

Wenn ich einen Fehler mache oder eine Frist verpasse, bin ich sehr hart zu mir selbst. Ich sage mir, dass ich dumm und unfähig bin. Ich habe Angst, kritisiert oder gefeuert zu werden.

Ein anderes Beispiel ist meine Beziehung. Ich bin seit über zwanzig Jahren mit meiner Frau verheiratet und liebe sie sehr. Aber ich traue mich nicht, ihr zu sagen oder zu zeigen, wie sehr ich ihre Hilfe brauche. Ich habe Angst, dass sie mich verlässt oder betrügt. Ich bin eifersüchtig auf andere Männer und Kollegen, die ihr Aufmerksamkeit schenken. Ich zweifle an ihrer Liebe und an meinem Wert als Partner.

Ein letztes Beispiel ist mein Hobby. Ich spiele gerne Gitarre und singe dazu. Aber ich traue mich nicht, vor anderen Menschen aufzutreten oder meine Musik online zu teilen. Ich denke, dass meine Lieder schlecht sind und dass niemand sie hören will. Ich vergleiche mich ständig mit anderen Musikern, die erfolgreicher und talentierter sind als ich.

Ich bin der ewige Single und werde es mein Leben lang bleiben

Ich denke immer öfter darüber nach und glaube es mittlerweile auch, dass ich der ewige Single bin und es mein Leben lang auch bleiben werde. Das ist kein Schicksal, das ich mir ausgesucht habe, sondern eines, das mir auferlegt wurde.

Ich…
…war nie gut darin, Frauen anzusprechen, geschweige denn zu beeindrucken.
…hatte immer Angst vor Zurückweisung, vor Spott, vor Verletzung.
…habe mich lieber in meine Arbeit gestürzt, in meine Hobbys, in meine Bücher.
…habe mir eingeredet, dass ich glücklich bin, dass ich niemanden brauche, dass ich frei bin.

Aber das war eine Lüge. Ich bin einsam, ich bin traurig, ich bin leer. Ich sehe die glücklichen Paare um mich herum, die sich lieben, die sich stützen, die sich verstehen. Ich sehe die Kinder, die Enkel, die Freude, die sie ihren Eltern und Großeltern bereiten.

Ich sehe das alles und ich spüre einen Stich in meinem Herzen. Ich habe nichts von alldem. Ich habe niemanden, der mich liebt, der mich umarmt, der mir zuhört. Ich habe niemanden, dem ich meine Liebe geben kann, dem ich meine Zeit schenken kann, dem ich mein Leben widmen kann. Ich bin allein und ich werde allein sterben.

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